Hallo B&O Fans,
dann mache ich hier mal den Anfang und rette ein paar Sachen aus dem alten Forum.
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Hi,
nachdem ich von Joost gelesen habe, dass er Probleme mit den B&O Platinen hat und dabei Schäden an der Leiterplatte verursacht hat, hier mal ein paar Hinweise zum schonenden Umgang mit diesen Platinen.
Das Material ist Pertinax, auch Hartpapier genannt. Es ist eigentlich eine gepresste Faser mit Phenolharz. Pertinax ist eigentlich ein hervorragendes Material für Platinen, nur durch Epoxyd verbesserbar.
Aber Pertinax hat auch negative Probleme.
- es ist sehr bruchempfindlich
- es bildet leicht Spannungsrisse an Kerben
- es mag keine mechanischen Schwingungen
- nur sehr geringe mechanische Festigkeit
aber es ist auch temperaturemfindlich. Ganz besonders natürlich beim Löten.
Es erträgt nur 280Grad Löttemperatur über etwa 30 Sekunden, 300 Grad vielleicht 10 Sekunden, 320 Grad etwa 2 Sekunden. Alles darüber sofortige Zerstörung.
Das Problem beim Auslöten ist:
- die Lötstelle sehr schnell warm zu kriegen ohne zu überhitzen
- die Lötstelle darf unter keinen Umständen mechanisch belastet werden während sie heiss ist.
- und das zu entlötende Bauteil darf unter keinen Umständen belastet werden so dass die Kupferbahn auf Abschälung belastet wird.
Wer also mit einem normalem Lötkolben da dran geht, kann höchstens ein Bauteil einlöten, aber niemals schadfrei auslöten. Es MUSS ein geregelter Lötkolben sein, 300 Grad sind optimal.
Ein Bauteil auslöten geht aber folgendermaßen:
Ein Elko oder Widerstand mit nur 2 Pins ist simpel. Einfach mit dem Seitenschneider abzwicken. Fertig. Dann die Kontakte mit Entlötlitze reinigen und dann fällt der Pin mehr oder weniger bereits freiwillig raus oder bleibt an der Lötspitze/Entlötlitze hängen. Wer wird wegen eines 5 Cent Bauteils die Platine ruinieren?
Ein Transistor ist genauso einfach, abzwicken, dito.
Ein IC... naja. Erstmal geht mit Entlötlitze sehr viel weg. Dann Pin für Pin reinigen und den Pin mit einer Nadel nachsehen, dass sie bereits losgelöst, einfach etwas hin und her biegen. Dann geht der Chip bereits freiwillig raus und kann sogar wiederverwendet werden. Ich habe schon 64-polige Chips intakt ausgelötet, geht einwandfrei.
Wer den Chip nicht mehr braucht, kann ihn auch rauszwicken oder sogar mit dem Dremel rausflexen, geht auch.
Wichtig ist eigentlich immer:
NIEMALS DIE LEITERBAHN AUF SCHÄLUNG BEANSPRUCHEN !!!
Man kann die Leiterbahn auf Druck belasten, etwas, das schafft sie ein paar Sekunden... aber ein Bauteil NIEMALS in die Bohrung reinpressen, eher deutlich daran ziehen.
Wer's nicht glaubt, ich stelle gerne auch mal die Rückseite als Foto rein, kein Pin ist beschädigt.
SMD Bauteile
So, hier mal eine richtig nette Sache: SMD IC's... da kann man richtig schön die Platine vermurksen, muss man aber nicht ;)
Es war einmal ein kleiner Beogram 7000 RIAA, der beschloss ins HighEnd zu wechseln... oder wie kommen zwei OPA 2134 sauber auf die Platine.
hier noch fast original... achja, die Wimas auf der Oberseite sind schon drin B)
http://img407.imageshack.us/img407/2842/p2260008kq5.jpgBei den kleinen 8-poligen SMD Chips hat sich bei mir diese Methode als die schnellste und platinenschonendste rausgestellt:
- eine Seite des Chips mit Lötzinn gleichmäßig erwärmen, etwa 300 Grad für so 4-5 Sekunden, alle Pins dabei schön gleichmäßig erwärmen. Dann mit so einer Klinge einseitig den Chip leicht anheben... nicht rausbrechen! Wenn der Chip will, hebt er gaaaanz freiwillig die Füßchen. Dann natürlich sofort mit dem hebeln aufhören oder man reisst Leiterbahnen raus...
http://img81.imageshack.us/img81/6716/p2260010mg5.jpgSo, jetzt die andere Seite noch mit derselben Methode mit einem kleinen Zinnkügelchen warmmachen uuuuuund... der Chip hängt am Lötkolben :D
Dann die Lötpads mit Entlötlitze säubern. Schön flach machen :)
Dann die Pads mit Nitroverdünnung vom Flussmittel reinigen. Dann sieht das so aus:
http://img81.imageshack.us/img81/9917/p2260013mm5.jpgDann den neuen Chip auf die Platine legen, richtigrum natürlich, der Punkt ist Pin 1, und ganz vorsichtig ein Füßchen am Eck leicht anheften und den Chip ausrichten... schön in die Mitte. Das sieht dann so aus:
http://img81.imageshack.us/img81/2864/p2260014we0.jpg.... und die Chips schön vorsichtig verlöten. Pin für Pin, nicht zuviel Lot auf einmal und nicht zu schnell... und mit Verdünner und weichem Papier saubermachen, das Flussmittel geht dann vollständig weg.
http://img103.imageshack.us/img103/4554/p2260015ru1.jpgFertig. Schaut doch aus wie absolute Serie. Nur hört sie sich jetzt ganz anders an :D
Alles halb so wild, das waren mit etwas Übung 5 Minuten. Die Bilder haben länger gedauert B)
Etwas Handwerkszeug gehört natürlich schon dazu, so etwas sollte man schon haben... wobei das ein 25 Jahre alter Klassiker ist. Aber wenn's von ERSA ist, da gibt's richtig gute Sachen und garnicht mal soooo teuer. 50-100 Euro sollte man aber übrig haben...
http://img103.imageshack.us/img103/8290/p2260003bw1.jpgEine Menge macht auch ein gutes Lot aus. Es sollte nicht dicker als 0,5mm sein, und natürlich Säurefrei...
So, hier mal ein CD7000. Der Austausch der beiden Opamps und der beiden Kondensatoren.
Alles halb so wild, so ein kleiner 8-poliger Chip ist keine Hexerei. 2 Minuten und er streckt alle 8 Haxerl von sich :)
Der Umbau eines CD7000 dauert keine 30 Minuten und er ist kinderleicht zu zerlegen, es muß nicht mal die Platine ausgebaut werden. Ein paar Schrauben öffnen und man kann sie in Wartungsposition klappen, seitlich ist ein Scharnier... B&O hat an uns gedacht :)
So schaut die Sache vor der Operation aus, eine schöne Platine. Die roten Punkte sind die zu wechselnden Bauteile, IC11, IC12, C111, C211, wie im CD7000 Workshop beschrieben.
http://img72.imageshack.us/img72/8186/p3060006gd6.jpgSo, hier geht's zur Sache. Entlötlitze und ein bleistiftspitzer geregelter Lötkolben mit 300 Grad. Die Entlötlitze zuerst an der Innenseite des Chips ansetzen, das Lötzinn schön aufsaugen lassen, aber nicht braten. Man sieht dann richtig, wie die Litze das Zinn aufschlürft. Dasselbe dann nochmal von aussen und die Beinchen liegen frei.
http://img149.imageshack.us/img149/1741/p3060007vj5.jpgDann sollte man nachsehen, ob das Beinchen wirklich frei liegt oder noch eine Zinnbrücke dran ist. Bei einem 2-poligen Bauteil einfach mit der einen Hand das Bauteil greifen, mit der anderen und dem Lötkolben das Lötpad etwas warm machen und das Bauteil etwas bewegen. Dann das Zinn wieder gefrieren lassen und dabei das Bauteil etwas weiter bewegen. Das Zinn bricht dabei und das Bauteil kann jetzt einfach rausgezogen werden.
Wenn man das Bauteil einfach mit der Zange rausknipsen kann, ist das auch eine schonende Alternative.
Das Problem ist eigentlich, dass die Anschlußdrähte der Bauteile serienmäßig auf der Lötseite umgeknickt werden, damit sie im nachfolgenden Lötbad nicht rausfallen können. Damit sitzen sie in den Platinen sehr fest drinnen. Macht man jetzt einfach nur das Lötpad warm, übt der Draht bei der Löttemperatur immer noch eine Menge Druck auf die Platine aus, das Lötpad kann sogar durch das Loch gezogen werden und damit ist der schönste Schaden da.
So, hier sind die vier Bauteile bereits heraussen, man sieht die leeren Lötpads. Nochmal etwas sauber machen mit der Entlötlitze, dann glänzt das Zinn schön... das sieht dann so aus...
http://img156.imageshack.us/img156/8638/p3060010zq0.jpgund die neuen Bauteile können einziehen. Das sieht dann so aus. Wenn man dann die Platine noch mit etwas Verdünner und einem Papiertuch saubermacht, dann sieht das aus wie absolute Serie und es gibt keine merklichen Spuren des Eingriffs.
Keine abgelösten Leiterbahnen, keine Risse, keine Lötpatzer oder mit Draht geflickte Leiterbahnen.... es ist keine Hexerei. Nur etwas Handwerk :)
Und hier nochmal gaaaanz groß
Martin